Martin Ford

Die Zukunft der Arbeit

Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Wirtschaft

Bislang hat der technologische Fortschritt unser Leben tendenziell immer besser gemacht. Der Durchschnittsbürger in einem entwickelten Land genießt heute eine Lebensqualität, die jene eines sehr wohlhabenden Menschen vor 100 Jahren weit übertrifft.

Ich bin optimistisch, dass künstliche Intelligenz diesen positiven Trend fortsetzen wird. Jedoch werden die Auswirkungen der Roboter auf unsere Arbeitsmärkte eine noch nie dagewesene Herausforderungen darstellen.

Künstliche Intelligenz kann in naher Zukunft praktisch jeden Job übernehmen, die routinemäßig strukturiert ist.

Es steht außer Frage, dass künstliche Intelligenz zu neuen Arbeitsplätzen führen wird. Die Zahl der Arbeitsplätze, die durch die Technologie zerstört werden, wird aber letztendlich die Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze weit übertreffen. Künstliche Intelligenz kann in naher Zukunft praktisch jeden Job oder jede noch so schwierige Aufgabe übernehmen, die routinemäßig strukturiert und klar definierbar ist. Das betrifft mehr als die Hälfte der heutigen Arbeitsplätze. Ich bezweifle, dass genug neue Arbeit geschaffen werden kann, um all diese freigesetzten Arbeitnehmer zu absorbieren.

Eigentlich werden durch künstliche Intelligenz und Robotik in den meisten Fällen keine Jobs übernommen, sondern nur Aufgaben erledigt. Da jedoch ein Großteil der Arbeit automatisiert ist, wird es wahrscheinlich zu einer Konsolidierung kommen, die insgesamt weniger Jobs zur Folge haben wird. Es kann 15-20 Jahre dauern, bis die volle Wirkung dieses Prozesses einsetzen wird.

Es ist unrealistisch zu erwarten, dass Arbeitnehmer, die heute mit routinemäßigen Tätigkeiten beschäftigt sind, in der Lage sein werden, in hochspezialisierte Arbeitsbereiche zu wechseln.

Eine weitere Frage ist, ob die neu geschaffenen Arbeitsplätze für die meisten durchschnittlichen Arbeitnehmer zugänglich sein werden. Es kann sein, dass die Jobs, die im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz entstehen, sehr hohe Fähigkeiten und Kreativität erfordern. Es ist unrealistisch zu erwarten, dass die meisten der Arbeitnehmer, die heute mit routinemäßigen Tätigkeiten beschäftigt sind, in der Lage sein werden, in diese neuen hochspezialisierten Arbeitsbereiche zu wechseln.

In den nächsten zwei Jahrzehnten wird jeder Job, der grundsätzlich automatisiert werden kann, gefährdet sein. Dazu gehören Berufe im Niedriglohnbereich, Kraftfahrer, Kassiertätigkeiten usw., sowie Jobs, die ein höheres Maß an Bildung erfordern. Ein Beispiel für eine hochqualifizierte, aber dennoch routinemäßige Tätigkeit, könnte ein Radiologe sein. Einige Computersysteme übertreffen bereits jetzt den Menschen bei der Analyse von bildgebenden Verfahren in der Medizin.

 

Wir alle sollten uns die gesellschaftlichen Auswirkungen beim Einsatz von künstlicher Intelligenz bewusst machen. Eine Forderung an die Ingenieure, aufgrund der potenziellen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt keine automatisierten Systeme zu entwickeln, halte ich für falsch. Betrachten wir zum Beispiel selbstfahrende Autos und Lastwagen. Millionen von Arbeitsplätzen könnten verloren gehen, aber es werden wahrscheinlich auch unzählige Menschenleben gerettet, wenn Verkehrsunfälle reduziert werden. Zudem wird die Automatisierung viele Produkte und Dienstleistungen erschwinglicher und zugänglicher machen.

Einen Weg zu finden, die Vorteile der künstlichen Intelligenz zu nutzen und gleichzeitig die problematischen Wirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft zu minimieren, ist die große Herausforderung für die Politik, aber auch für jeden einzelnen von uns.

Angesichts des Ausmaßes der potentiellen Auswirkungen ist es durchaus vertretbar, besorgt zu sein. Anstatt die Zukunft zu fürchten, sollten wir uns gemeinsam bemühen, diese Veränderungen zu verstehen und sich darauf einzustellen. Dies erfordert möglicherweise eine offene Haltung gegenüber unkonventionellen und beispiellosen politischen Maßnahmen wie der eines bedingungslosen Grundeinkommens.

 

Martin Ford [GE Reports]

 

 

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