Johann Schmit

Ideologie statt Wirtschaftstheorie

Er ist der Säulenheilige jener, die an die reine Lehre einer unregulierten Marktwirtschaft glauben: Friedrich August von Hayek.

Seine Epigonen höhnten die konsumkritische Literarturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek: „Was will die? Hayek ist doch auch Nobelpreisträger!“ Genau genommen ein halber, da er den „Preis der Schwedischen Reichsbank für die ökonomische Wissenschaft zum Andenken Alfred Nobels“ mit dem schwedischen Sozialdemokraten und internationalen Friedensforscher Gunnar Myrdal teilen musste. Myrdals Denken ruht nicht nur auf einem ökonomischen und finanziellen, sondern vor allem auf einem sozialpolitischen sowie geschichtsphilosophischem Fundament. Myrdal war beileibe kein linker Sozialromantiker, sondern erklärter Antimarxist, wie ein Zitat aus seiner Laureatsrede belegt: „Eine Angleichung der Masseneinkommen durch Umverteilung zwischen den Nationen ist, davon bin ich überzeugt, sowohl unmöglich als auch vom Ziel her unbedeutend … Es geht nicht nur um mehr Hilfe, sondern auch um eine fundamentale Änderung im Weltwirtschaftssystem.“ 

Myrdal war einer der „kühlen Köpfe, mit warmen Herzen“. Hayek hingegen argumentierte ideologisch und propagandistisch. Seine Theorien waren es, die das wirtschaftliche Verständnis Augusto Pinochets, Ronald Reagans und Margaret Thatchers prägten.

Die Hayeksche Glaubenslehre fußt auf drei Säulen:

Erstens, weltweite Deregulierung der Finanzmärkte. Das Kapital sollte sich unendlich schnell, frei von einem Land zum anderen bewegen können.
Zweitens sollen die Handelsströme liberalisiert werden. Die Handelsbarrieren die mühsam aufgebaut wurden um die wachsende Industrie der Entwicklungsländer zu schützen, sollen niedergerissen werden.
Drittens gehören die Aufgaben des Staates grosso modo auf den Schutz des Privateigentums reduziert. Dank der „unsichtbaren Hand“ des freien Marktes findet das Kapital immer und überall den besten Wirt. Das trifft im Fall des Wettbewerbs mit vielen Teilnehmern sowohl auf der Angebots- als auch auf der  Nachfrageseite zu. Überall dort wo Monopole, Oligopole, Trusts, Kartell und Absprachen zu einem Marktversagen führen, versagen die Hayeks.

Hayek empfahl, dass jeder Bürger nur einmal in seinem Leben sein Wahlrecht ausüben soll.

Hayek lag bereits in den 1930er-Jahren falsch. Während sich seine Anhänger ausschließlich um die Inflation sorgten, kümmerten sich die Keynesianer um die Massenarbeitslosigkeit. Hayek vertrat Lebenslang das Konzept einer kurzen, scharfen Sanierungskrise mit bis zu 20 Prozent Arbeitslosigkeit zur Brechung der Inflation. Möglicherweise, damit diese Peitsche kräftig zuschlagen kann, empfahl Hayek, dass jeder Bürger nur einmal in seinem Leben und zwar zu seinem vierzigsten Geburtstag sein Wahlrecht ausüben soll.

Noch bizarrer trieb es Hayeks Lehrer Ludwig von Mises in seiner Publikation „Liberalismus“ (1927, S. 174): „Es kann nicht geleugnet werden, dass der Faschismus und alle ähnlichen Diktaturbestrebungen voll von den besten Absichten sind und dass ihr Eingreifen für den Augenblick die europäische Gesittung gerettet hat. Das Verdienst, das sich der Faschismus damit erworben hat, wird in der Geschichte ewig fortleben“. 

Menschen definieren sich am Erfolg. Am monetären, aber noch mehr am bonitären. Denn Armut ist mehr als der Mangel an finanziellen Mitteln. Viel wichtiger ist die Hebung des Gesundheit- und Bildungsniveaus.

Der digitale Wandel hat die Kraft das momentane Struktur-, Finanz- und Kulturelend zu meistern.

Die Paria mit Transfer-Geld in der Hand auf einer Parkbank auszusetzen, widerspricht der Würde des Menschen. Für jeden Menschen gibt es Aufgaben. Sie zu suchen und sie einzusetzen ist nicht einfach. Die sozial Schwachen haben es sich aber verdient und alle werden daran verdienen. 

Rezepte, die sich schon während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren nicht bewährt haben, helfen mit Sicherheit auch heute nicht.

 

 

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